Die meisten von uns sind ja Gewohnheitstiere. Ich zum Beispiel mag es, den frühen Sonntagabend entspannt mit mir selbst zu verbringen. Das Wochenende ausklingen lassen, ein paar gesunde Sachen für die nächsten Tage zubereiten und mich schon ein wenig auf die Woche und die anstehenden Aufgaben einstimmen.
„Aber der Montag kommt doch früh genug!“ meinte neulich eine Freundin…
Eigentlich hat sie ja Recht. Verbaue ich mir meinen freien Sonntag, an dem ich vielleicht noch irgendwas spannendes unternehmen und erleben könnte? Aber es tut mir doch gut, ist fast schon wie ein Ritual…
Ich werde darüber nachdenken und vielleicht mal eine andere Sonntagabend-Gestaltung probieren. Vielleicht 😉
Manche unserer gewohnten Verhaltensweisen helfen uns, vorübergehend Stress und zu viel Hektik zu entfliehen. Andere wiederum führen möglicherweise zu Stress und Unsicherheit…
Achtsam sein hilft uns, ungünstige Muster zu erkennen und das ist der erste Schritt, wenn wir etwas verändern wollen. Also sei Dir der Dinge bewusst und schau mal genau hin, wo Du bei Dir Gewohnheiten entdeckst, die Dir langfristig nicht wirklich gut tun.
Ein Tipp, wie Du ganz ohne Aufwand Achtsamkeit im Alltag „trainieren“ kannst:
Tu etwas, das Du jeden Tag mindestens einmal tust (z.B. Zähneputzen, Bett machen, essen…) ganz bewusst. Sei mit deiner Aufmerksamkeit nur in diesem Moment und bei dieser Sache gerade ohne Bewertungen und auch Gedanken an das, was danach kommt. Mach das eine Woche lang. In der zweiten Woche suche Dir eine weitere Tätigkeit aus, die Du bewusst und achtsam tust und halte die erste bei. Wenn Du das so weiter praktizierst, wirst Du mit der Zeit achtsamer durch die Zeit gehen und sie bewusster wahrnehmen. Und das irgendwann wie von selbst. Wunderbarer Nebeneffekt: Gedanken/Sorgen über Vergangenes oder bevorstehende Ereignisse werden weniger.
Dazu habe ich ein wunderbares Gedicht entdeckt von Portia Nelson (1993), gefunden im Buch „Stressbewältigung durch Achtsamkeit“ von Bob Stahl & Elisha Goldstein:
Autobiografie in fünf kurzen Kapiteln
Kapitel eins
Ich gehe auf der Straße.
Da ist ein tiefes Loch auf dem Gehweg.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren… Ich bin hilflos.
Es ist nicht mein Fehler…
Es braucht eine Ewigkeit, um einen Ausweg zu finden.
Kapitel zwei
Ich gehe dieselbe Straße hinunter.
Da ist ein tiefes Loch im Gehweg.
Ich tue so, als sähe ich es nicht.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, dass ich am selben Ort bin.
Aber es ist nicht mein Fehler.
Es braucht dennoch lange, um herauszukommen.
Kapitel drei
Ich gehe dieselbe Straße hinunter.
Da ist ein tiefes Loch im Gehweg.
Ich sehe, dass es da ist.
Ich falle dennoch… es ist eine Gewohnheit… aber,
meine Augen sind offen.
Ich weiß, wo ich bin.
Es ist mein Fehler.
Ich komme sofort heraus.
Kapitel vier
Ich gehe dieselbe Straße hinunter.
Da ist ein tiefes Loch im Gehweg.
Ich gehe um es herum.
Kapitel fünf
Ich gehe eine andere Straße.
In diesem Sinne bleib achtsam und auch geduldig mit Dir selbst 🙂