Irgendwann gab es hier einen Post darüber, dass alles fließt, wie ein Fluss ist, der irgendwo in einer Quelle entspringt und ganz woanders in einen großen Ozean mündet… Dieser Fluss, dieser Zyklus, den wir in so vielen Dingen finden, Tag und Nacht, Ebbe und Flut, die Jahreszeiten, ein Kommen und Gehen.
Auch bei uns ist es so, eines Tages werden wir geboren, fließen durchs Leben mit all seinen Facetten, und eines anderen Tages werden wir diese Welt wieder verlassen.
Auch wenn mir das heute oft nicht bewusst ist, so erlebe ich dennoch in meinem Arbeitsumfeld und bei nahestehenden Menschen, wie der Fluss sich langsam aber sicher seiner Mündung nähert.
Wie gestalten wir diesen Prozess, den Umgang, das Miteinander, wenn Menschen alt werden? Wenn Dinge, die früher selbstverständlich und leicht waren, schleichend zur Herausforderung des Tages werden? Was ist mit den Grundbedürfnissen nach Eigenständigkeit, Anerkennung, sozialer Bindung, wenn Menschen irgendwann auf die Hilfe anderer angewiesen sind, kaum Dinge tun können, für die man Anerkennung bekäme, wenn die alten Weggefährten immer weniger werden, die Zweisamkeit mühsam und nicht mehr immer freundlich ist?
Würde, Respekt und liebevolle Zugewandtheit sind Worte, die mir spontan einfallen. Wenn Menschen plötzlich nicht mehr wissen, was es heut zum Frühstück gab, wenn sie mehrfach mehrwürdige Dinge erzählen, dann sollten wir sie stützen und da sein. Es geht auch nicht darum, im Recht zu sein oder oder irgendetwas klarzustellen, sondern Respekt zu haben vor einem Menschen, der sein Leben lang sein Bestes versucht hat und dessen Leben nun eine Wendung nimmt. Der hier und da sehr wohl bemerkt, dass er Einfaches, Selbstverständliches nicht mehr kann, der Scham entwickelt und ob seiner Hilflosigkeit sogar wütend wird und selbst oft nicht mehr nett sein kann. Je nach Ausprägung ist es eine ziemliche Herausforderung, diese Zeit gemeinsam würdevoll, mit Respekt und Liebe zu meistern. Für alle Beteiligten. Auch für die, die helfen, jeden Tag da sind voller Sorge, Trauer, gestresst Sein und Zweifel, ob und wie man denn diese Aufgabe bewältigen kann.
Aus meiner Arbeit mit pflegenden Angehörigen weiß ich, dass es sich (wie immer) auch hier lohnt, der eigenen Seele Entlastung zu verschaffen, sich klar zu werden, darüber was man leisten kann und will, sich Unterstützung zu suchen, Frieden zu machen mit Vergangenem, innere Zerrissenheit aufzulösen und mehr Klarheit und Sanftheit zu entwicklen.
Dennoch, wir kommen nicht dran vorbei…
Was mich in solchen Momenten ruhiger und sanfter werden lässt ist der Gedanke, dass ja jeder Fluss irgendwo in einen großen Ozean mündet und dass uns alle etwas miteinander verbindet. So wie alle Flüsse das Wasser, der Ozean verbindet. So verbindet uns alle die Liebe miteinander und der Atem, der uns eines Tages eingehaucht wurde und der eines anderen Tages ein letztes Mal unsere Lippen verlässt.
Lasst uns menschlich sein, liebevoll, verständnisvoll und unterstützend und so auch die Zeit, in der der Fluss langsamer und langsamer fließt, respektvoll und dankbar miteinander teilen.
Bis wir irgendwann wieder alle miteinander verbunden sind…
love & light