Regelmäßig werden wir mit schwierigen Gefühlen konfrontiert. Wie umgehen damit und zuversichtlich bleiben?
Bei mir war es neulich so:
Ich war mal wieder im Wald, weil mir das so gut tut. Nichts Neues eigentlich. Dort kann ich runterkommen, gut für mich sorgen. Es war so ein schöner sonniger Nachmittag. Die hellen Strahlen der Sonne ließen die Baumkronen leuchten. Vögel zwitscherten. So wunderschön. Eigentlich.
Denn dann spürte ich wieder diese tiefe Traurigkeit und Wut. Wie lange wird dieser schöne Ort, werden diese alten Bäume noch überleben? Was passiert bloß mit der Natur, mit unserer Mutter Erde? Lasst doch endlich aufwachen. Alles, was gerade in der Welt los ist, Klimawandel, Pandemie, Krieg, ist kein Zufall. Wir Menschen treiben’s zu weit.
Also kümmer dich. Um dich selbst, um die Menschen um dich herum, um die Natur, um die Tiere. Schau wie du lebst, was du isst, was du konsumierst. Was brauchst du wirklich? Und was ist wirklich, wirklich wichtig?
Es brauchte eine Weile, bis ich wieder in der Spur war. Bestimmt 20 Minuten stand ich angelehnt an den kräftigen Baum. Atmen. Mir wünschen, dass wir Menschen endlich begreifen, dass es höchste Zeit ist, uns endlich zu kümmern. Jetzt und schon längst.
Ich liebe meinen Job, das was ich tu, keine Frage. Andere unterstützen, damit sie klarkommen und Job und mit all dem, was im Alltag so kommt. Und da hab ich mich gefragt: Was macht das für einen Sinn? Was macht das für einen Sinn in einer Welt, in der es über 40 Grad hat und irgendwann eh kein Leben mehr möglich ist. Und was kann ich da überhaupt ausrichten? Da waren für eine Weile nur noch Wut und Trauer. Wann checken wir’s endlich?
Ich hab geatmet. Und geweint. Wieder geatmet. Die Wut ging nicht weg, die Traurigkeit auch nicht. Irgendwann war wieder so klar, das muss auch nicht weg, das gehört ja zu mir. Obwohl ich es ja weiß, aber gerade in diesem friedlichen Moment im Wald, waren diese Gefühle einfach so heftig, dass ich mir wünschte, sie würden wieder verschwinden.
Gehts dir auch so? Spürst du auch manchmal Wut, Traurigkeit? Oder andere schwierige Gefühle? Dann hör auf, dich abzulenken. Hör auf, sie wegzudrücken. Alles was du spürst ist ein Teil von dir, gehört zu dir und macht dich zu dem wunderbaren Menschen, der du heute bist.
Mir hilft dann das Bild, dass wir alle an einem großen Tisch sitzen. Also ich jetzt, mit all meinen Anteilen und meinen Gefühlen. Alle sind da. Freude, Liebe, Lust und Zuversicht, aber auch Angst, Traurigkeit, Verletztheit, usw. Alle haben ihre Berechtigung. Auch die Angst, sie war mal dazu da, mich zu beschützen. Und das war damals auch gut so. Jetzt muss sie mich nicht mehr so sehr beschützen. Jetzt darf sie am Tisch bleiben, aber sie muss nicht direkt neben mir sitzen. Sie sitzt etwas weiter weg und sieht dadurch auch kleiner aus.
Wenn dich schwere Gefühle packen, vielleicht hilft dir dann dieses Bild. Wehr dich nicht gegen sie, sondern lade sie ein an deinen Tisch. Platziere sie vielleicht am anderen Ende des Tisches oder hinten links. Du darfst den Tisch richtig groß machen. Und wer darf ganz nah neben dir sitzen? Vielleicht die Liebe? Oder das Verbundensein? Atme tief dabei und spür mal, wie es sich anfühlt, nicht mehr im Widerstand zu sein. Es darf eine Weile dauern, aber dann wirst du sanfter, klarer und wieder handlungsfähiger. Und dann schau, was du im Kleinen tun kannst.
Ich bin dann irgendwann wieder bei mir angekommen. Mit allen am Tisch. Und auch dankbar dafür, dass ich sie so intensiv fühle. Sie alle haben eine Botschaft. Ich glaube ich hab sie längst verstanden, nur zwischenzeitlich mal wieder vergessen. Und so ich geh wieder los in der Schrittlänge, die mir gerade möglich ist. Aber ich gehe. Und ich gebe das, was ich geben kann. 💚